201613.12.

Beitragsreihe: Verträge für agile Projekte – Risiken konventioneller Vertragsmodelle

Agile Softwareentwicklung - Risiken von Softwareentwicklungsverträgen

Agile Softwareentwicklung – Teil II


Die Beitragsreihe “Agile Softwareentwicklung” setzt sich mit den schuld- und urheberrechtlichen Aspekten der agilen Softwareentwicklung auseinander. Unter der Prämisse, dass agile Verträge als Lösungsansatz auch für deutsche Unternehmen zunehmend Relevanz erlangen, diese Thematik bisher jedoch nur rudimentär aufgearbeitet wurde, wird anhand von Rechtsprechung und Literatur die gegenwärtige Rechtslage veranschaulicht. Schlussendlich werden Empfehlungen zu vertraglichen Regelungen ausgesprochen, die sich mit Blick auf die Vielzahl von Problemen und Risiken ergeben, die bei agilen Softwareentwicklungsprojekten zu erwarten sind.

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Risiken bei Softwareentwicklungsprojekten

Softwareentwicklungsprojekte bergen für alle Beteiligten Risiken, die sich stets direkt oder indirekt in den Projektkosten niederschlagen. Beim Wasserfallmodell muss der Auftraggeber beispielsweise in der Preisgestaltung einen tendenziell überhöhten Sicherheitsaufschlag in Kauf nehmen. Durch den regelmäßig vereinbarten Festpreis wird eine vermeintliche Sicherheit für das Projekt geschaffen, die weder Qualität noch Adäquanz der Software gewährleisten kann, gleichwohl diese für den Auftraggeber eine größere Relevanz als die Herstellungskosten haben.[1] Durch die phasenweise notwendigen Nachverhandlungen und die aufwendige, meist akribische, zeit-intensive Erstellung von Lastenheften und Pflichtenheften wird die eigentliche Arbeit blockiert und die beabsichtigte Fertigstellung verzögert. Letztlich schlägt sich die Überforderung des Dienstleisters negativ auf das gesamte Projekt nieder, ohne ein frühzeitig eingreifendes Korrektiv dafür zu haben.

Bei agilen Softwareentwicklungsverträgen, die auf Vertrauen, Teamwork und auf ein möglichst unbestimmtes Ziel ausgerichtetes Vorgehen aufbauen, können sich Gefahren insbesondere wegen der komplizierteren Sachverhalte verwirklichen. So werden durch ein Festpreismodell viele Kostenrisiken für den Auftragnehmer nicht erfasst, die sich aufgrund der erschwerten ex-ante Schätzung des Arbeitsaufwandes ergeben. Andererseits ist der Auftraggeber an dem Erfolg interessiert und kann die Risiken deshalb nur begrenzt auf den Auftragnehmer abwälzen. Im Problemfall werden auch Schadensersatzansprüche nicht geeignet sein, den tatsächlich entstehenden Schaden ausreichend zu kompensieren. Denn auch der beste, für die eine Seite günstigste Vertrag wird zu keiner Lösung verhelfen können, wenn die Erfüllung dem anderen unmöglich oder nicht zuzumuten ist. Zuletzt verbleibt auch das Insolvenzrisiko auf beiden Seiten.

Agile Softwareentwicklung - Risiken Veranschaulichung


Erst durch die Gegenüberstellung der beiden Projektkonzipierungsmodelle werden die Vorteile der agilen Arbeitsweise gegenüber dem Wasserfallmodell deutlich. Die konkret geleistete Arbeit des Dienstleisters orientiert sich durch die stärkere Einbeziehung bei agilen Projekten an flexiblen Vorgaben des Auftraggebers und stellt so eine effizientere Ausrichtung an den Wünschen und Anforderungen des Kunden und eine größere Zufriedenheit dessen mit dem Ergebnis sicher. Treten während der Entwicklungsarbeit Probleme auf, können sie frühzeitig erkannt und adressiert werden. Dadurch werden beiderseits Einspar- und Optimierungspotentiale gänzlich ausgeschöpft.

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[1] Oesterreich, Der Agile Festpreis und andere Preis- und Vertragsmodelle, S.1.

RA Bilal Abedin
Wiss. Mit. Burak Zurel